Eddy Merckx Classic 2016Erstmals startete ich bei der Eddy-Merckx-Classic in Fuschl am See im Salzburger Land. Die Aufgabe war klar: 106 hügelige Kilometer, um Katrin möglichst auf‘s Podest zu fahren.
Es sollte ein unübersichtliches Rennen auf uns warten, da alle drei Distanzen gleichzeitig und gemischt um 8 Uhr auf die Reise geschickt wurden. Nach dem Warmfahren, was ich zugegebenermaßen diesmal nur halbherzig durchführte (das hat sich vermutlich anschließend auch gerächt), ging es gegen halb acht in den Startblock. Jetzt hieß es warten und die Zeit totschlagen.
Punkt acht wurde der Startschuß wurde die VIPs (mit Rennradlegende Eddy Merckx andere Altmeistern) gegeben. Der Rest der Meute hetzte sofort hinter her.
Nach nicht mal einem Kilometer stand der erste Anstieg des Tages mit bis zu 14% Steigung auf den Programm. Jenseits von Gut und Böse ging es hinauf. Nur keinen Meter verlieren, um in den vorderen schnellen Gruppen mitfahren zu können. Wir wußten von der Streckenbesichtigung am Vortag, dass es viele windanfällig und flache Passagen geben würden, in denen man ohne eine Gruppe zum „Sterben“ verurteilt wäre.

Also hinauf, anschließend kurze Abfahrt und nochmal hinauf. Katrin dabei immer im Blick und wenn notwendig am Hinterrad zu halten. Keine fünf Kilometer auf dem Tacho und das Tempo war unvermittelt hoch. Theoretisch zu hoch für die noch zu absolvierende Strecke, das zeichnete sich frühzeitig ab. Aber was hilft‘s, erstmal dranbleiben.
Der nächste Anstieg ließ nicht lange auf sich warten und das Tempo nach wie vor mörderisch. Dementsprechend verkleinerten sich die Gruppen bis Katrin und ich gemeinsam mit einer weiteren Fahrerin und zwei Fahrer erstmal alleine waren. An der Streckenteilung bog ein Großteil auf die große Runde ab. Jetzt hieß es für mich fahren und die ca. 300 Meter zur Gruppe vorn schließen. Die Beine waren nicht wirklich gut, aber wir müssen da ran. Fahren, fahren, geschafft. Aber ich erstmal platt. Rechts rum und in die nächste 11%-Rampe hinein. Die Quittung für den schnellen Angang kam sofort und ich flog hinten aus der Gruppe raus und sah Katrin vorn mit den anderen davonziehen. Besser ich geh fliegen als sie, aber ich muss da wieder ran. In der Abfahrt mussten zwei weitere Fahrer erst überredet werden, voll runterzufahren. Aber wir konnten nach einigen Kilometer den Anschluss wiederherstellen.
Ich musste mich irgendwie erholen, also versteckte ich mich so gut es ging in der kleinen Gruppe. So ging es die nächsten Kilometer bis Seekirchen und Obertrum. Mich beschlich das Gefühl, dass die Gruppe nicht so schnell war, wie es gut gewesen wäre. Ich wusste aber auch, wenn ich jetzt selbst Tempo machen würde, reicht es hinten raus nicht mehr. Ein paarmal schließ das Tempo zu sehr ein und ich ging mit gebremsten Schaum in die Führung bis es in den nächsten Anstieg gehen sollte. Ich hatte zuvor bereits gesehen, dass von hinten eine ca. 50 Mann starke Gruppe näher kommt, was mit Sicherheit bedeuten würde, dass darin auch die eine oder andere Frau sein würde.
Es ging weiter Richtung Neumarkt am Wallersee und ich spürte, dass ich endlich so langsam ins Rennen fand. Also orientiere ich mich jetzt zunehmend in den vorderen Positionen und ging immer wieder in die Führung. Dann die nächsten steilen Rampen. Die Gruppe zog sich weit auseinander und es kam wie befürchtet von hinten eine weitere Frau zu Katrin aufgefahren. Damit waren jetzt insgesamt drei Frauen in de Gruppe.
Es ging in die enge, kurvige Abfahrt. Unten angekommen, wartete ich auf Katrin, die mir ein kleines Zwischentief signalisierte. Die Gruppe vorn zu weg. Katrin in den Windschatten nehmen und auf die Anweisung zum Fahren warte ohne, dass Tempo ganz zum Stillstand kommen zu lassen. Dann konnte die Aufholjagd beginnen. Das bedeutet für mich mehrere Kilometer Vollgas, alles was geht. Langsam kamen wir der Gruppe näher, Katrin immer im Schlepptau. Noch 50 Meter und ein paar blöde Autos fuhren im Weg rum, aber dann waren wir wieder dran. Und ich war wieder einmal platt. Erstmal ein Gel und Trinken. Ich quatschte dann kurz mit einen Belgier, der bemerkt hatte, dass wir ran gefahren waren, weil er sah und hörte wie ich keuchte und noch immer nach Luft japste.
So ging es im Schutz der Gruppe weiter zum Mondsee. Aber irgendwie wurde es mir dann auch wieder zu langsam und ich orientiere mich wieder etwas nach vorn und immer mal wieder durch dir Führung ohne sich leer zu fahren, standen in Kürze die beiden finalen Anstiege auf dem Plan. Es war jetzt klar, dass die Platzierungen bei den am letzten Berg zwischen Katrin und den beiden anderen Mädels ausgefahren wurden. Was konnte ich jetzt noch tun? Eigentlich nichts, ausser dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr von hinten kamen. Da waren aber keine fahren zu sehen, aber ich machte dennoch mit Führungsarbeit und ging in den vorletzten Anstieg. Die Mädels belauerten sich regelrecht und jede setzte Mal einen Antritt. Meine Beine brannten und ich wusste Katrin erging es ähnlich. Dann war die Kuppe recht schnell erreicht, alle noch beisammen ging es in die kurze Abfahrt und ein kurzen Flachstück. Wieder wollte keiner fahren, also wieder vor, Tempo hochalten. Die anderen Männer taktierten und schonten sich für den letzten Berg. Ich musste mich ja nicht schonen, da es egal ist, ob ich am letzten Anstieg einbreche. Dann ging‘s in St. Gilgen rechts rum und in den letzten Berg. Sofort flog die Gruppe auseinander und auch eine der beiden Frauen zog davon. Ich orientiere mich nur noch an Katrin, am Berg kann ich ihr kaum helfen, da muss sie selbst fahren. Jetzt fuhr leider auf die andere Frau davon. Ich nahm Katrin ans Hinterrad um zumindest ein Tempo vorzugeben und jeden noch zu kleinen Windschatten zu geben. Dann ging es in die letzte Abfahrt ins Ziel. Jetzt nochmal alles raushauen, was noch geht. Wir beide schossen hinab Richtung Fuschl. Ich gab alles was drin war, merkte aber, dass das nicht mehr viel war. Meine Beine brannten und schrien vor Schmerz. Katrin immer schön hinter mir, aber wirklich schnell fühlte es sich nicht an. Vorn war von den Frauen nichts zu sehen. Ich dachte kurz daran, aufzuhören zu fahren, besinnte mich dann aber meiner eigenen Worte vom Rennen in Schleiz „Es ist erst auf der Ziellinie vorbei“. Also irgendwie weiter. Katrin fuhr vorbei, ich ruhte mich ein paar Sekunden im Windschatten aus, um wieder nach vorn zu gehen.
Die letzte Kurve kam in Sicht. Und es stand ein Auto sowie Fußgänger mitten in der Kurve und der Streckenposten pennte scheinbar grad. Also schreien und dazwischen durch rauschen. Ziel und Ende und ich wieder total platt.

Für Katrin bedeutete das am Ende einen vierten Gesamtrang bei den Frauen mit nur wenigen Sekunden Rückstand auf Platz drei. Trösten konnten wir uns aber mit Katrin‘s Klassensieg.

Für mich stand am Ende mit einer Zeit von 3:11.26,0h(33,223 kmh) ein 92. Gesamtrang und ein 52. Platz in der Altersklasse zu Buche.