Am 29.05.2011 stand das Jedermannrennen mit Start und Ziel auf dem Schleizer Dreieck auf dem Plan. Von Gert pilotiert machte ich mich morgens auf den Weg nach Schleiz.
Kaum dort angekommen, erblickten wir viele Bekannte Gesichter. Nach den Begrüßungen, der Abholung von Startunterlagen und dem Herrichten der Rennmaschinen ging es dann auch schon zum Aufwärmen. Auf dem hügeligen Teil der bekannten Motorsportrennstrecke des Schleizer Dreiecks war der für heute angekündigte scharfe Südost-Wind bereits spürbar und kühlte die Luft auf etwas mehr als 10 Grad herunter. Doch die Startzeit rückte davon unbeeindruckt immer näher. Der Großteil der Teilnehmer des HallzigExpress hatte für die 74km-Runde gemeldet, deren Start 9.15 Uhr stattfinden sollte. Zuvor jedoch gingen die Heroen über 145km auf die Strecke, die Hallziger waren durch einen Einzelkämpfer vertreten. Aber auch auf der ebenfalls angebotenen 30km-Schleife waren die Hallzig-Farben vertreten.9:05 Uhr. Etwa 300 Starter und Starterinnen über 74km rollten auf die Start- und Zielgerade und nahmen Aufstellung. Der HallzigExpress kuschelte sich geschlossen ebenfalls zwischen die aufgeregten Jedermänner.
9:15 Uhr. Startschuss. Langsam setzt sich das Peloton im Bewegung und rollt, zunächst für wenige hundert Meter neutralisiert, über die Startlinie. Beim offiziellen Kilometer null ging es sofort los und das T empo wurde angezogen. Sofort war die 60-km/h-Marke geknackt und das schon jetzt weit auseinandergezoge Feld hämmerte über die Rennstrecke in den ersten Anstieg zum alten Fahrerlager hinein. Marko vorneweg, Sven halbwegs hinterher und ich hatte gleich mal viele Meter Rückstand. Der Rest der Hallziger irgendwo noch weiter hinter. Soviel zur ausgegebenen Taktik es auf Grund der schweren, welligen Strecke ruhig angehen zu lassen. Ich wühlte und kämpfte mich vor zu Sven und bedeutete ihm etwas ruhiger zu machen und aufs Team zu warten. Nach ca. 5 Kilometern waren Marko, Sven und ich am Ende des Spitzenfeldes, welches in den nächsten Kilometern eher ruhiger dahinglitt. Immer wieder blickte ich mich nach hinten um und versuchte den Rest des Teams zu erspähen. Aus dem Augenwinkel glaubte Oli wenige hundert Meter hinter uns zu sehen und hoffte, dass er das Team auf den nächsten Kilometern wieder an uns heranführen könnte. Leider war dem nicht so. So rollte das Hallzig-Trio im Windschatten des Feldes gen Tanna.
Am Ende der Ortsdurchfahrt Tanne wartete dann die erste 15%-Rampe des Tages. Es sollte nicht die Letzte sein. Im Anstieg schossen Sven und ich an Marko vorbei, dem ich noch anfeuernde Worte zurief. Aber das Feld flog komplett auseinander. Eine Perlenschnur mit Löchern versuchte jetzt im Gegenwind Anschluss an das Spitzenfeld zu halten bzw. zu erlangen. Das gelang schließlich auch. Die nächsten Kilometer waren extrem wellig. Die Führenden fuhren eine Zermürbungstaktik. In der Ebene Tempo rausnehmend, dafür an jeder Welle das Tempo anziehend. Die logische Folge: Hinten flog einer nach dem anderen raus. Einmal haben Sven und ich gemeinsam mit anderen das Loch wieder zugefahren, danach hab ich zu Sven gemeint, dass wir rausnehmen sollen, da wir deren Tempo und Spielchen nicht über weitere 50km überleben würden. Gesagt, getan. Wir versuchten uns etwas zu erholen und schauten immer wieder nach hinten, wo wir eine Gruppe u.a. mit Marko erwarteten. Leider kam diese nicht.
Wir sammelten noch zwei weitere abgesprengte Fahrer ein und einigten uns darauf etwas ruhiger zu fahren und so auf eine Gruppe zu warten. Das dauerte dann noch 10km bis endlich eine Gruppe kam. Schnell merkten wir warum das so lange gedauert hatte. Die etwas 20 Fahrer starke Gruppe fuhr auch nicht viel schneller als unser 4er-Trupp zuvor. Ergebnis: bis auf zwei, drei weitere Fahrer bleib die Arbeit im Wind bei Sven und mir hängen. Aufforderungen meinerseits ordentlich mitzuführen, wurden vom Großteil ignoriert.
So schossen wir die Abfahrt nach Blankenstein hinunter und ich fühlte mich mittlerweile wieder besser. Aber jetzt sollte der schwere Teil des Streckenprofils ja erst losgehen. Auftakt machte dann gleich mal wieder eine 15%-Rampe, diesmal aber auch etwas länger. Ich kurbelte diese überraschend “locker” hinauf und fand mich oben ca. 50 Meter vor der Gruppe. Alleine fahren hatte aber keinen Sinn. Also wartete ich. Oben erblickte ich zur Überraschung aller einen Verpflegungsstand, der aber ignoriert wurde. Sven kam zu mir vorgerollt und so führen wir die Gruppe durch Harra. Wir hatten sogar noch Zeit für einen kleinen Bergsprint Hallziger gegen Hallziger den Sven dann deutlich gewann. Ich glaube der Rest der Gruppe muss uns in dem Moment für verrückt erklärt haben. Aber egal. Die gefährlichen Kurven hinter Harra wurden auch gemeistert und ich griff erstmal zu einem Gel. Zu dieser Phase waren alle ordentlich platt und das Tempo sank und sank und sank. So kullerte das Grüppchen auf Bad Lobenstein zu und quälte sich die nächsten steilen Rampen am Ortseingang hinauf. In der Abfahrt durch Lobenstein flog dann krachend meine an der Satteltasche angebrachte Mini-Videokamera weg und ich schaute ihr nur noch nach, wie sie an den Strassenrand kullerte. Schade um die sicher schönen Aufnahmen der ersten Rennstunde. Aber kein Gedanke dran anzuhalten.
Weiter ging es durchs Thüringer Schiefergebirge, Tendenz immer bergauf. In der Gruppe wurde nur halbherzig Tempo gemacht und die Arbeit blieb an einigen wenigen hängen. So fand ich mich dann nachdem ich mich halbwegs erholt hatte, wieder in führender Position und wir schossen durch Schönbrunn und Ebersdorf. Immerhin gabs jetzt mehr und mehr Rückenwind. Nach weiteren kräfteraubenden Anstiegen mit etwas 20 Mann im Schlepptau hielten Sven und ich Kriegsrat, wann und wie man die Gruppe am besten dezimieren könnte. In der folgenden Abfahrt nach Saalburg? Wohl eher nicht. Im Anstieg nach Saalburg? Aber selbst von da war es noch weit und mit Anstiegen gesäht bis zum Ziel. Ein prüfender Blick nach hinten, die Gruppenstärke abschätzend, verriert mir, dass alle noch dran sind. Ich legte erstmal den dicksten Gang auf und beschleunigte in die Abfahrt nach Saalburg hinunter. Ich bedeutete Sven und einem Mitstreiter ordentlich Tempo zu machen, da mit die Kollegen hinten selbst in der Abfahrt arbeiten mussten. Wie erwartet ließen diese sich aber nicht abschütteln. Mit der Meute im Schlepptau, ich immernoch vorn, überquerten wir die Bleilochtalsperre und rauschten unter Zuschauerjubel über den Marktplatz in den nächsten Anstieg. Unser Vorwärtsdrang wurde kurzzeitig von einem Auto unterbrochen, was seinerseits versuchte an zwei Radlern der 145er-Runde vorbeizukommen. Voll im Anschlag zog ich den Anstieg hinauf mit Sven hintendran. Ok. Das Loch zum Rest der Gruppe war da. Nächste Abfahrt mit etwas mehr Risikio und rum um die nächsten zwei Kurven hinauf zum “Märchenwald”. Sven hin etwas zurück, mir brannten Beine und Lunge. Und ein Teil der Gruppe kam von hinten wieder näher. Keine Ahnung wie die das immer wieder geschafft haben. Sie sahen mindestens genauso leidend aus wie ich mich fühlte. Aber es hilft ja nichts.
Eigentlich war ich, mal wieder, total platt und schickte Sven vor in den Wind. Ich reihte mich hinter im ein und versuchte mich zu etwas erholen. Ein weiterer Fahrer aus der Gruppe erbarmte sich und unterstützte uns kurzzeitig, um mich dann wieder vor in den Wind zu schicken. Es folgte eine kurze schnelle Abfahrt in der ich ohne es zu übertreiben wieder ein Loch riss und anschließend nach hinten blickend kurz durchzählte. Da waren es nur noch neun Fahrer. Schon mal ein Fortschritt und noch knapp sieben Kilometer, vier davon bergauf. An der nächsten Rampe haben meine Beine regelrecht den Dienst quittiert und ein paar Fahrer zogen vorbei und davon. An den roten Startnummern erkannte ich, dass es ebenfalls Fahrer der 74er-Runde waren. Die wollte ich nicht vor mir im Ziel ankommen lassen. Verzweifelt suchte ich nach einem Tempo, der halbwegs kräftesparend aber dennoch schnell genug war um wieder ranzukommen. Da ich die Strecke Tage zuvor abgefahren war, wusste ich, wann die Anstiege ein Ende hatte und wie der weitere Streckenverlauf sein würde. Ich schaffte es irgendwie wieder ranzukommen. Sven und vorallem den Rest der Kollegen im Schlepptau. Kurz im Windschatten ausruhen. Was halt nach einer 70km-Tortour noch so an Ausruhen geht. Kurz vor dem Gipfel dieses Anstiegs übernahm ich wieder die Führung. Ich wollte es allen jetzt so schwer und schnell wie möglich machen. Also Beschleunigen sogut es geht. Mit Volldampf rein in die Kurve auf die B2 und auf den Kreisverkehr zugeflogen. Der Blick nach hinten verriert mir das erhoffte Loch, lediglich zwei Fahrer mit einigen Metern Abstand konnten folgen. Sieht gut aus. Im Kreisverkehr stand mir dann ein Kollege der langen Distanz im Weg, so dass ich da nicht so schnell durchkonnte wie ich wollte. Das Ergebnis war klar. Der Mann hinten klebte jetzt am Hinterrad, aber ich schickte ihn gleich mal in die führende Position.
Jetzt noch den Berg runter und in die letzte Rechtskurve auf Start und Ziel. Das nächste Problem kam jetzt von vorne. Genau in der Kurve tummelten sich weitere Fahrer der langen Strecke und das entsprechend langsam. Die Kurve so zu fahren, wie man könnte um so wenig wie möglich Geschwindigkeitsverlust zu haben, war damit hinfällig. Dementsprechend bremste der Fahrer vor mir die Kurve sowas von zeitig an und zog äußerst vorsichtig um die Kurve. Schon war der nächste von hinten an uns vorbeigerauscht und ich hoffte nur, dass nicht jetzt wieder der Rest der Gruppe auch noch anrollte. Wenigstens das passierte nicht. Wir waren also jetzt zu dritt und bereiteten uns auf den Zielsprint vor, noch ca 500m. Noch war ich im Windschatten, die letzte Schikane mit Vollgas durchfahren, raus aus dem Windschatten und die letzten 300m alles was noch drin war. Ich schoss über die Zielline, die beiden anderen irgendwo hinter mir. Geschafft. Ich war im Ziel um total platt und alle, wie lange nicht mehr nach einem Rennen.
Ich rollte auf den Parkplatz und hatte erstmal alle Hände damit zu tun mich nicht zu übergeben, so erschöpft und übel war mir von der Anstrengung. Ich legte mich erstmal ins Gras und trank und aß etwas. Nach ein paar Minuten rollte ich zurück zu Start und Ziel ins Fahrerlager, wo ich auf meine nach und nach ebenfalls eintreffenden Teamkollegen traf und wir uns bei Bier und Roster über das Erlebte austauschten.
Erste Grüchte zur bevorstehenden 30km-Siegerehrung machten die Runde, dass Teamkollege Lothar in seiner Altersklasse das Podest erklommen haben könnte. Zur Überraschung des Teams wurden dann sogar drei Hallziger zur Siegerehrung der 30km gebeten. Neu-Mitglied Diana als Siegerin ihrer Altesklasse, war leider nicht anwesend und konnte die Urkunde somit nicht entgegennehmen. Platz 2 in seiner Altersklasse erkämpfte sich Lothar. Nur um wenige Sekunden geschlagen, die er vermutlich durch eine heruntergefallene Kette verloren hat. Zu seiner eigenen Überraschung durfte Gert dann in derselben Altersklasse auch noch aufs Podest. Was für ein Anblick. Zwei Hallziger auf dem Podest.
Die Gratulation geht aber nicht nur an die Podestfahrer/-innen, sondern an das ganze Team. Jeder hat sich so gut es ging durch gekämpft und ist vor allem heil und gesund im Ziel angekommen.
Wir warteten anschließend noch auf den Zieleinlauf der ersten 145er-Absolventen, die ihre Strecke in einer Wahnsinnszeit von etwas mehr als vier Stunden absolvierten und das bei diesem schweren Streckenprofil. Wahnsinn.
Dann gab es endlich die Ergebnisse der 74km. Ich konnte schaffte mit meiner Leistung den Sprung in die Top10 der Altersklasse und die Top50 im Gesamtklassement. Damit war ich zufrieden, war es ja nur ein Vorbereitungsrennen.
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