IMG_7708 Traditionell zu Pfingsten steht das Heimrennen auf dem Programm, die Neuseenclassics “Rund um die Braunkohle”. Gebucht war ich wie jedes Jahr auf die Mitteldistanz (72 km) im Team Hallzig Express 2. Bereits am Vortag war die Aufregung deutlich zu spüren. Diese legte sich auch bis zum Rennstart nicht mehr. So war ich relativ zeitig in Zwenkau und konnte mit weiteren Hallzigern noch ein paar Blicke vom 30km-Rennen erhaschen.
Kurz danach schickten wir dann unsere Heroen der langen Strecke auf die 135km-Schleife durchs Leipziger Neuseenland. Unsere Startzeit rückte immer näher. Nach dem Warmfahren und letzter Verpflegung vor dem Start, sortierte sich Team 2 wie verabredet in Startblock B. Flankiert wurden wir von Hallzig Express Team 3. Pünktlich 10.15 Uhr wurde Startblock A auf die Reise geschickt und unser Block B scharrte bereits mit den Hufen, um endlich losgelassen zu werden. Vorsichtig aus dem Gewerbegebiet Zwenkau hinausrollen aber danach sofort volle Attacke. Schließlich wollte das Feld aus Block A möglichst schnell eingeholt werden.Nach wenigen Metern hatte sich der Hallzig Express formiert und der Express ging los. Das ganze Team arbeitete perfekt zusammen und wechselte sich ständig in der Führung ab. Als wäre es ein Mannschaftszeitfahren flog der Hallzig Express über die B2 und die Brücke in Böhlen hinauf, wo bereits eine Gruppe aus Block A regelrecht überrollt wurde. Wie erwartet hing der Großteil der Starter aus Block B dann hinten dran und ließ sich von uns chauffieren. Aber das war uns erstmal egal. Ständig wechselnd ging’s auf die zweispurige B2/B95. Direkt vor mit touchierte Marko mit seinem Vorderrad das Hinterrad von Andy und ich machte mich schon mal auf Bodenkontakt bereit in dem ich mit lautem Schrei die Bremsen beanspruchte. Marko konnte sich aber artistisch auf dem Rad halten, so dass der Zug nahezu ungebremst weiterrauschte. Immer wieder flogen wir an einzelnen Fahrern oder ganzen Gruppen vorbei. Mit Puls im Höchstbereich rauschten wir auf Markkleeberg zu und damit auf die erste kritische Stelle: Bornaische Strasse mit Schienen. Vor dem Rennen haben wir die möglichen Fahrlinien nochmals besprochen und so kamen wir problemlos durch. Der Zug war aber erstmal unterbrochen. Am Markkleeberger See hatte ich zunächst nur noch Andy am Hinterrad. Der Rest des Teams steckte irgendwo ein paar Meter weiter hinten im langgezogenen Feld. Ich fuhr zunächst etwas ruhiger um die anderen aufschließen zu lassen. Selbst dabei waren wir noch ständig am Überholen. Oli kam dann wieder nach vorne und wir versuchten mit zwei anderen Fahrern das Tempo hochzuhalten, was aber bereits jetzt deutlich schwer fiel.

Der Blick ging nach vorne zum Anstieg Kanupark, wo sich die Spitzengruppe gerade hochquälte. Es war noch ein weiter Weg bis zu diesen Fahrern. Am Anstieg am Kanupark wurden wir von zahlreichen Fans am Strassenrand angefeuert, hielten uns jedoch zurück. Schliesslich sollte das Team solange wie möglich zusammenarbeiten. Vorbei am Störmthaler See ging es wieder auf die Strasse, wo wir ein Führungsmotorrad bekamen. Kurz danach schlossen wir auf die nächste Gruppe auf und das Motorrad bahnte und vorbildlich den Weg daran vorbei. Das ist für mich immer die Stelle sich etwas zu erholen und das erste Gel zu verdrücken. Jetzt durften auch mal ein paar andere Leute die Arbeit machen. Ich brauchte erstmal eine Pause und ich vermutete, dass es meinen Teamkollegen ähnlich ging. Im Windschatten des Feldes ging es durch Dreiskau-Muckern, aber das Tempo sank mehr und mehr. War der Schnitt am Kanupark noch bei 45km/h gewesen, bewegte wir uns jetzt drastisch auf die 40er Marke zu, was bedeutete, dass es zu langsam vorwärts geht. Die anderen musternd schob ich mich wieder nach vorne, wo Ronny und Andy Führungsarbeit machten. Ich teilte ihnen mit, dass wir schneller fahren müssten, sofern es noch ginge. Ihnen ging es aber genau wie mir, viel ging nicht. Trotzdem klemmte ich mich vorne dran. Schon aus dem Grund meine Strecken- und Kurvenkenntnis durch Pötzschau und Richtung Oelzschau zum Vorteil zu nutzen. Oelzschau und auch Kömmlitz wurden geradezu durchflogen und die nächste Gruppe eingeholt. Problem: Unser Feld war noch etwa 3km vom Ortseingang Hainichen entfernt als ich dort die blitzenden Helme und Räder der vermeintlichen Spitzengruppe sah. Team Hallzig war jetzt eigentlich platt und konnte nur noch bedingt Tempo fahren und von den übrigen Fahrer erbarmten sich nur 3 oder 4 auch mal Führungsarbeit zu leisten. Kurz vor Hainichen erhöhte ich vorn noch einmal das Tempo um das Feld in die Länge zu ziehen und die enge Ortsdurchfahrt gefahrloser gestalten zu können. Das Feld flog anschliessend mehr auseinander, als dass es noch ein Feld war und so nahm ich danach wieder Tempo raus und sammelte die anderen Hallziger ein. Das Tempo ging mittlerweile immer weiter in den Keller und der Durschnitt war unter 40km/h. Das Rennen war endgültig gelaufen. Eine kurze Absprache mit Marko sagte mir, dass er auch fertig war und sich hinten ausruhen wollte. Wir passierten den Gewerbehof Hainichen und das Spitzenfeld schob sich am Horizont erkennbar wie an einer langen Perlenschnur bereits den Hügel hinter Stockheim hinauf.

Wir zogen so gut es ging unsere Bahnen und versuchten anschliessend die Arbeit mehr und mehr den anderen zu  überlassen. Aber immer wieder wurde es mir zu langsam und ich sorgte selbst wieder für Tempo. So ging es Richtung Kitzscher und nach Dittmannsdorf. Immer in den vorderen Positionen fahrend, behielt ich den Überblick und versuchte die verbliebenen Hallziger zusammenzuhalten. Wieviele vom Team noch in der Gruppe war wusste ich nicht. Andy und Ronny sah ich ab und zu noch, die ebenfalls immer wieder Führungsarbeit machten und ein saustarkes Rennen fuhren. In Eula war die Stimmung wieder super und Gänsehaut verursachend wurden wir den Berg hinaufgeschrien.

Richtung Lobstädt machte ich weniger Führungsarbeit, weil es einfach nicht mehr ging. Die Beine wollten nicht mehr richtig Druck entwickeln. So versteckte ich mich immer wieder in den vorderen Reihen im Feld und schaute mir das Schauspiel an. Wenigstens machten jetzt auch andere Leute die Arbeit. Einige davon hatten sich bereits in den letzten Kilometern um Tempo bemüht aber der Großteil hing nur hintendran. Zumindest bis ca. 10km vor dem Ziel bei Neukieritzsch. Dann gingen bereits die Positionskämpfe los. Immer wieder schoben sich Fahrer links und rechts an mir vorbei und ich musste kurze Zwischensprints einlegen, um nich durchgereicht zu werden. Die Nervosität war spürbar und die Sturzgefahr ging deutlich nach oben.
So ging es am Kraftwerk Lippendorf vorbei bis Orsteingang Zwenkau. Noch zwei kritische Stellen galt es zu überstehen. Die Einfahrt ins Gewerbegebiet und den Kreisverkehr. Die Kurve ins Gewerbegebiet ging überraschenderweise sehr gut und ich machte auf der Aussenbahn fahren einige Plätze gut. Mehr oder war jetzt Feuer frei. Wir schossen an der 1000Meter-Marke vorbei auf den Kreisverkehr zu, wo die Strasse enger wird. Es ging recht diszipliniert ab. Jeder ließ dem anderen Raum und der Kreisverkehr wurde problemlos passiert. 500 Meter, das Tempo geht weiter hoch, noch 300Meter ich bin an einem brauchbaren Hinterrad, aber meine Beine lassen keinen Sprint zu. Ausserdem bin ich an der linken Seite eingeklemmt. Bei 300 Meter muss ich nochmal kurz rausnehmen um nicht in die Absperrung gedrück zu werden. Nochmal beschleunigen und im Schutz der Gruppe schieße ich ins Ziel. Feierabend, es hat nicht gereicht, aber das Team hat super gearbeitet und alles gegeben. Manch einer hat sich geradezu “ausgekotzt”.

Beim Ausrollen klopft es mir auf die Schulter und ich bekomme jetzt erst mit, dass einige der Teamkollegen unmittelbar hinter mir durch Ziel geschossen sind. Klasse, geschlossene Mannschaftsleistung. Bei der Nachverpflegung werden dann etwas resümiert und wir kommen zu der Erkenntnis, dass es heute einfach nicht für einen Podestplatz gereicht hat, aber wir uns nichts vorwerfen können. Jeder einzelne des Teams hat alles gegeben und es war einfach Klasse den Hallzig Express in Fahrt zu erleben. Ich bin stolz auf euch !!!

Nach und nach trudeln auch die Fahrer der langen Strecke ein und das Team findet sich im Zielbereich zusammen. Es werden heftig über das Rennen diskutiert und wir lassen diesen anstrengenden Renntag langsam ausklingen, während das Profirennen noch voll im Gange ist.

Daten zum Rennen:

Strecke
Fotos
Zeit: 01:46:04.23 (40,06 km/h)
Gesamtplatz 105, Platz 37 Altersklasse Master 1, Platz 12 Teamwertung

Rennvideos