Mit der Teilnahme an dieser traditionsreichen Veranstaltung startete ich in meine diesjährige Rennsaison. Nach nicht optimaler Vorbereitung über den Winter war schwierig einzuschätzen, wo ich genau stehe und wie ich dieses erste Rennen verkraften würde. Daher ging ich mit durchwachsenen Gefühlen an den Start der 68 Kilometer durch’s bergische Land mit Start und Ziel am Rheinauhafen in Köln. Bettina begleitete mich an diesem Wochenende als persönlichen Betreuer und wir nutzten dieses Osterwochenende gleich, um uns Köln anzuschauen.
Für den Renntag, den Ostermontag, verkündete der Wetterbericht nichts Gutes. Einstellige Temperaturen und dazu ordentlich Regen. So kam es dann leider auch. Gemeinsam mit Sven postierte ich mich im Dauerregen gegen 10.30 Uhr im vordersten Teil von Startblock B. Die übrigen Mitglieder des Teams Hallzig Express durften bzw. mussten sich in den Blöcken A bzw. C einsortieren. Pünktlich 10.45 Uhr wurde der vordere Startblock losgelassen und gut zwei Minuten später wurden auch wir losgelassen. Sofort ging die Hatz durch Köln los und das Wasser kam jetzt mehr von unten durch die Reifen der Vorderleute. Da hieß es dann Windschatten und Wasserfontänen im Gesicht oder im Wind mehr Kraft einsetzen und dafür weniger Wasser im Gesicht. Ich zog den Windschatten vor, um Kräfte zu sparen, da ich nicht sicher war, wie lange ich das Tempo mitgehen kann. Zügig flog die Meute durch die Strassen Kölns in Richtung bergisches Land. Die Fahrweise war überwiegend sehr diszipliniert und jeder hatte wohl Respekt vor den klatschnassen Strassen. So wurden Gefahrenstellen, wie es sich gehört, rechtzeitig angekündigt und die Kurven nicht auf der letzten Rille gefahren. Überhaupt war man sich einig, dass jeder mal Führungsarbeit leisten durfte und so holten wir ständig größere Truppenteile von Startblock A ein.
Nach etwa 27 Kilometern stand dann der erste ernstzunehmende Anstieg hinauf nach Scheuren auf dem Plan. Sofort zerflog die Gruppe. Ich suchte meinen Rhythmus, der im Verhältnis zu vielen anderen langsam war und so musste ich auch Sven ziehen lassen. Ein Fahrer aus dem Team Merkur-Druck, mit dem wir zu Rennbeginn ein Allianz gebildet hatten, kurbelte ebenfalls in seinem Tempo hoch und ich orientierte mich an ihm. Der Anstieg war nur einen reichlichen Kilometer lang, aber tat ordentlich weh und zog mir die Kraft aus den Beinen. Was ein wenig half, waren die lautstarken Anfeuerungsrufe der zahlreichen Zuschauer, die trotz des Regens und der Kälte an die Strecke gefunden hatten. Endlich oben angekommen, versuchte ich wieder Fahrt aufzunehmen und irgendwie in einen Windschatten zu kommen. Ich kämpfte mich an den Merkur-Druck-Mann heran und ließ mich in dessen Windschatten u.a. wieder an Sven heranchauffieren. Jetzt hieß es erstmal wieder eine ordentliche Gruppe finden. Gar nicht so einfach, da die folgenden Kilometer ein ständiges Auf und Ab bedeuteten, wo jeder kleine Anstieg wieder so richtig reinhaut. Und dabei versuchte ich auch noch ein Gel zu futtern. Danach folgte dann erstmal wieder eine Abwärtstendenz, was das Streckenprofil anbetraf und ich konnte mich gut erholen. Das merkte ich auch bereits und so konnte ich gemeinsam mit Sven und einigen anderen zwischendurch immer wieder für Tempo sorgen und die Gruppe in Schwung halten. Aber der nächste kurze knackige Anstieg sollte nicht lange auf sich warten lassen.
Eben noch in voller Fahrt, hieß es jetzt rechts rum und rein in die 600 Meter-Rampe nach Dombach-Sander hinauf. Keine Ahnung wie steil genau, aber auf jeden Fall zweistellig. Jetzt sah es schon anders aus als am ersten Anstieg. Zunächst schossen einige Fahrer an mir vorbei, blieben danach aber praktisch stehen, so dass ich mir lautstark Platz verschaffen musste, um nicht absteigen zu müssen. Ich kurbelte mein Tempo hoch, musste aus dem Sattel gehen (was mit noch stärkeren Anfeuerungsrufen aus dem dichten Zuschauerspalier honoriert wurde) und war als erster oben. Aber darum ging es ja nicht. Es folgte eine längere Abfahrt, wo ich es rollen ließ und wiederholt Energie nachschob. Immer wieder schaute ich mich um, wann denn Sven und der Rest der Gruppe endlich aufholen würde, aber das dauerte noch ein bisschen. So hatte ich genug Zeit mich rollen zu lassen und mich zu erholen, was hervorragend klappte. Dann war der Zusammenschluss hergestellt und Sven kam zu mir nach vorne gerollt. Im Folgenden kontrollierten wir das Tempo und bereiteten uns seelisch und moralisch auf den Anstieg am Schloss Bensberg vor. Wir wollten diesen Anstieg auf Kopfsteinpflaster unbedingt vorn in der Gruppe in Angriff nehmen, um nicht absteigen zu müssen, falls es auf dem glatten Pflaster zum Rückstau kommen sollte. Die anderen taten uns größtenteils den Gefallen und machten wenig Anstalten vorbeizufahren.
Vorn sah man bereits hoch oben das Schloss Bensberg thronen und es musste jede Sekunde mit dem Anstieg losgehen. Und da war er auch schon. 500 Meter glitschiges Kopfsteinpflaster links und recht gesäumt von Massen an Zuschauern, die uns auch hier den Berg hinaufschrien. Ich drückte hinter einem Fahrer den Berg hinauf, der sichtlich damit zu kämpfen hatte, dass sein Hinterrad nicht durchdrehte. Aber wir kamen problemlos oben an und stürzten uns wieder in die Abfahrt. Ich klemmte mich in den Windschatten von ein paar Anderen, nutzte die Zeit zur Erholung und wartete, dass Sven sich wieder zu mir gesellte. So musste ich wenigstens keine Führungsarbeit leisten. Dann war das Grüppchen deutlich angewachsen und es standen jetzt noch ca 20 überwiegend flache Kilometer zurück nach Köln auf dem Programm. Bei vielen Fahrern schien der Dampf etwas raus zu sein und die Tempoarbeit beschränkte sich auf einzelne Fahrer, u.a. auch Sven und mich. Über breite Strassen und ohne größere Vorkommnisse rollte die Gruppe Richtung Köln. Es regnete noch immer, ich fühlte mich halbwegs Ok, auch wenn der Oberschenkel langsam begann wehzutun. In der Kurve zur Severinbrücke übernahm ich nochmals kurz die Führung und freute mich schon, so gut durchgekommen zu sein. Wir wurden noch von einer schnellen Gruppe der große Runde überholt und dann ging es auf den letzten Kilometer in der Bayenstrasse. Noch ein kurzer angedeuteter Zielsprint und nach 1:57:28h war “Rund um Köln 2012” Geschichte.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass es besser gelaufen ist als erwartet und so bin ich mit Gesamtplatz 166 und Platz 57 in der Altersklasse sehr zufrieden.
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