frankfurt2012web Rennen drei des diesjährigen German Cycling Cup (GCC) fand in bzw. um Frankfurt/Main statt, “Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn” über 70km. Als Vorbereitung wurde wieder ein verlängertes Wochenende mit Bettina und Anreise bereits am Samstag durchgeführt. So blieb am Sonntag und Montag genug Zeit sich Frankfurt mal etwas  genauer anzuschauen.
Das Rennen selber verlief total anders als gedacht. Auf Grund der hohen Starterzahlen war nicht davon auszugehen, dass es allzu erfolgreich werden würde. Zumal noch das Rennen in Göttingen eine reichliche Woche zuvor in den Beinen und dem Kopf steckte. Also hab ich Frankfurt als Anwärter für ein Streichresultat eingeordnet. Am Renntag rollte ich dann nach dem Warmfahren gegen 9 Uhr in den Startblock, wo bereits in der ersten Reihe die übrigen Hallziger der 70km-Strecke warteten. Kurz zuvor waren bereits die Teilnehmer der “Feldbergrunde” auf die 100km-Reise geschickt worden, ebenfalls mit Hallzig-Beteiligung. Pünktlich 9.15Uhr wurden die Gatter der Startblöcke nach und nach geöffnet und die Meute versammelte sich an der Startlinie, bevor es endgültig losging.
Taktik gab es eigentlich keine, aber trotzdem hieß es erstmal Vollgas. Sofort war das Feld endlos langgezogen und teilweise schon zerrissen. Ich nahm nach und nach Fahrt auf und umkurvte zahlreiche langsamere Fahrer. Von hinten schrie Stefan ich solle nicht ganz so schnell machen, worauf ich zumindest etwas drosselte. Aber weiter nach vorn an eine zumindest halbwegs schnelle Gruppe wollte ich trotzdem. Immer weiter ging es die kurvige Strecke entlang und immer ständig am überholen. Es war nicht immer einfach die richtige Linie nach vorne zu finden, insbesondere, wenn langsamere Gruppen und etwas unsichere Fahrer überholt werden wollten. Ich war jedenfalls ständig am Anschlag und jede Brücke, jeder Huckel, jedes Beschleunigen nach den zahlreichen Kurven zog die Kraft spürbar aus den Beinen. Immer wieder rollte Oli an mir vorbei, ein Stück weg und dann wieder hinter mich. Es wurde zunehmend schwerer sich weiter nach vorne zu fahren. Trotzdem sagte der Instikt “noch an dieses Feld und dort bleiben”. Keine Ahnung wieviele Kilometer das dauerte und es tat sauweh und ich war platt, aber dann hatten wir den Windschatten eines großen Feldes. Jetzt irgendwie erholen.

Inzwischen befanden wir uns schon in Frankfurt. Es war ein äußerst unruhiges Fahren im Feld auch bedingt durch die vielen Einengungen, Verkehrsinseln, Kurven usw. Stürze waren da quasi vorprogrammiert und ich versuchte vorausschauend mich aus allem rauszuhalten. Besser gesagt als getan, dann ich eigentlich total platt und mir kotzübel war. Und nach jeder Kurven kräftig beschleunigen um den Windschatten nicht zu verlieren. Ich musste jedesmal die letzten Reserven mobilisieren. Dann war das Frankfurter Bankenviertel erreicht und es ging durch die Schluchten zwischen den Wolkenkratzern der Banken. Dann geschah es, ca 50 Meter vor mir krachte es und knapp 10 Fahrer machten mit dem Asphalt bekanntschaft. Vollbremsung, Warnschreie, fast Stillstand, irgendwie ausweichen und vorbei. Und wieder Anschluss herstellen. Nochmal alles geben. Leichter gesagt als getan. Rundrum hab ich dann nicht mehr viel mitbekommen, nur noch fixiert irgendwie im Windschatten zu bleiben oder wieder reinzukommen. Zumindest hatte ich dann Oli wieder und wir ließen das eine oder andere Loch auch mal von anderen zufahren.
Langsam ging es wieder in die Frankfurter Randbezirke und über zweispurige Strassen hinaus aus der Mainmetropole. Auch hier immernoch mörderisches Tempo. Eine Einengung zwang das Feld wieder mal zum starken Bremsen und ich musste sogar um Begrenzungspfosten manövrieren, weil sonst kein Platz war. Immer weiter ging es in rasendem Tempo Richtung Oberursel und Eschborn zurück. Enge Kurven und kleinere, giftige Anstiege waren jetzt auf der Tagesordnung. Ich war kaputter den je und musste mich mehrmals beherrschen mich nicht zu übergeben. Ein paar Minuten habe ich ernsthaft überlegt auszusteigen, da es von hier auch nicht sonderlich weit zum Hotel gewesen wäre. Aber ich habe mich durchgebissen. Und ich hatte nach wie vor Kontakt zum Spitzenfeld.

Das Feld passierte die Zieleinfahrt, aber es hieß nochmal eine Runde durch Frankfurt zu drehen. In der Folge wurde das Tempo etwas ruhiger. Die Gefahren der Stadt und die Antritte nach den Kurven blieben, waren aber jetzt leichter zu verkraften. So ging es noch einmal durch die Frankfurter City. Ich weiß nicht, ob es das geringfügig moderatere Tempo war (wenn man bei ständigem Tempo über 40kmh von moderat sprechen kann) oder ob es daran lag, dass ich kein zweites Energiegel nahm, fühlte ich mich besser und mir war nicht mehr so übel. Oli und ich hatten uns mittlerweile fest am Ende des Feldes einsortiert und hielten uns aus allen raus. Es kam allerdings jetzt eine erneute Schwierigkeit dazu. Immer wieder mussten wir Gruppen von Inlineskatern überholen, die auf gleicher Strecke ebenfalls ihr Rennen fuhren. Da gab es für beide Seiten viele unschöne und vorallem gefährliche Momente. Dort gibt es seitens der Veranstalter deutlich Verbesserungsbedarf.
Aber letztendlich kamen wir auch hier sturzfrei durch und das Ziel rückte unaufhaltsam näher. Wir verständigten uns darauf nichts mehr zu riskieren und am Ende des Feldes reinzurollen. Das taten wir dann auch. Nur ein einige Hundert Meter und der Abzweig ins Gewerbegebiet Eschborn und damit ins Ziel war erreicht. Vorn im Feld verpassten einige den Abzweig und schossen geradeaus und musste umkehren. An der 300 Meter-Marke fanden sich dann nochmal fünf bis sechs Radler im Strassengraben vermutlich weil Inlineskater ihnen im Weg standen. Ich rollte entspannt und ohne Sprint am Ende des Spitzenfeldes ins Ziel.
Oli und ich fielen uns nach der Zieldurchfahrt in die Arme und beglückwünschten uns zu dem unerwartet guten Ergebnis auch wenn wir noch keine Platzierungen kannten. Aber aus einem hinteren Startblock losgefahren und vorn mit angekommen zu sein, kann so schlecht nicht sein. Direkt vor uns waren höchsten 60 bis 70 Leute.
Wir erholten uns im Zielbereich und warteten auf die Teamkollegen, die alsbald einrollten, mehr oder weniger zufrieden. Sofort wurde das Rennen ausgewertet und besprochen, wo wer welche Probleme hatte.

Gegen 12 Uhr verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg zurück ins Waldhotel in Bad Soden, wo ich freundlicherweise auch nach dem Auschecken am Morgen nochmal ins Zimmer zum Duschen durfte.
Dieser Renntag wurde dann mit einem Eisbecher abgeschlossen als mich ein Anruf aus dem heimatlichen Leipzig erreichte und mir zu hervorragenden Platzierung gratuliert wurde. Aber warum eigentlich musste ich erstmal fragen. Ich war völlig unerwartet 3. in der Altersklasse, mit nur 2 Sekunden Rückstand auf den Sieger, geworden. Na toll. Und ich bin nicht bei der Siegerehrung. Nach kurzem Telefonat stellte sich heraus, dass die Siegerehrungen schon vorüber waren und es keinen Sinn hat nochmal zum Ziel zu fahren. Das ist zwar schade, die eigene Ehrung zu verpassen, aber es macht mir diesmal nicht so viel aus. Ich freue mich einfach über das super Ergebnis. Und nicht nur meines sondern auch das meiner Teamkollegen. Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt aber noch: es wäre mein erster Podestplatz im Hallzig-Trikot gewesen. Ich hoffe die Kollegen verzeihen es mir, dass ich unser Trikot nicht auf der Bühne präsentieren konnte. Aber wer konnte mit sowas rechnen, nach meiner schlechten Vorbereitung auf die Saison. Auch wenn einige jetzt endgültig nicht mehr glauben, dass ich ein enormes Stück vom meiner letztjährigen Form entfernt bin. Aber für Frankfurt habe ich eine Ausrede. Ich hatte zum ersten Mal meinen neuen Laufradsatz im Einsatz.

Am Ende steht ein 3. Platz in der Altersklasse Masters 1 in  1:41.01 h (41,5 kmh) zu Buche. Aktuell ist es noch Gesamtposition 8, aber das wird noch korrigiert, da hier die Zieleinlaufreihenfolge gilt und nicht allein die individuelle Fahrzeit. Aber das Ergebnis bleibt so oder so mehr als zufriedenstellend.
Weiterer postivier Nebenaspekt: die extremen Schwächeanfälle nach dem Rennen blieben diesmal aus. Diese beschränkten sich auf nach so einer Belastung verständliche Müdigkeitserscheinungen.

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Strecke

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