Verfolgung Der German Cycling Cup geht in die zweite Hälfte der Saison und erstmalig wurde die Alpecin Days mit Jedermannrennen in Bielefeld ausgetragen.
Nach der Anreise nach Bielefeld trafen die fünf Teammitglieder des Hallzig Express an der Bielefelder Radrennbahn aufeinander, um die Startunterlagen abzuholen. Im Anschluss an die obligatorische Pastaparty machten wir uns auf den Weg zu unserem Nachtquartier, dem Campingplatz im Bielefelder Ortsteil Quelle. Der Zeltaufbau wurde schnell bewerkstellig und der Grill angeworfen. Der Tag klang dann gemütlich bei Steaks, Würstchen und Bier aus.

Am Renntag klingelte der Wecker bereits halb sechs.  In der morgentlichen Frische bei einstelligen Temperaturen wurde zügig ein individuelles Frühstück eingenommen. Die Anreise zum Start erfolgte dann mit dem Rad, so konnte man sich gleich warmfahren, was auf Grund gerade einmal 10 Grad auch sehr nötig war. Aber wirklich warm wurde man noch nicht. Der Weg in die Startaufstellung in den bereits gut gefüllten Block A wurde zum Hindernislauf, so dass wir uns irgendwo dazwischenquetschten. Leider eher weiter hinten als vorne. Dann begann das große Frieren bevor es endlich losging.
8:05Uhr erfolgte der Startschuss für die von uns angepeilte 80km-Strecke. Gleichzeitig und but gemischt, startete auch die 120km-Distanz. Entsprechendes durcheinander des schier endlosen Feldes bestimmte dann auch größtenteils die erste 40-Runde. Ein nach vorne fahren war auf Grund der überwiegend sehr engen Strassen schwer möglich, so dass das Feld unendlich langezogen war. Meine Teamkollegen verlor ich dabei erstmal aus den Augen. Es km mir vor als wäre ich immer auf der falschen Seite. Jedes Überholmanöver bedeutete Kampf und Gefahr in einem. Und die extrem vielen Kurven. Ständiges scharfes Bremsen gefolgt von hartem Beschleunigen nach der Kurve wechselste sich ab. Die ganze Zeit im Anschlag jagdte das Feld mit über 40kmh durch die Landschaft. Und ich jagdte mit und machte langsam Platz um Platz gut. Es war klar, dass es nie nach ganz vorn reichen würde, aber zumindest wollte ich den einen oder anderen meiner Teamkollegen noch mal einholen. Fast hatte ich auch diese Hoffnung aufgegeben, als ich das  Hallzig-Trikot von Oli etwa 150 Meter vor mir erblickte. Durch den Stop-and-Go-Kurs, den in dieser Phase Wind von seitlich vorn war es aber schwierig aufzuschließen. Immer wieder rissen vorn Löcher, mussten langsamere Fahrer umkurvt werden. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass auch meine Kräfte schon deutlich gelitten hatten. Jeder Antritt tat weh, jedes Hinterrad wurde zum Kampf.
Auf der einen Seite wollte ich unbedingt an Oli ranfahren auf der anderen Seite wußte ich, dass ich mich mal etwas erholen musste. Denn es war noch nicht einmal Halbzeit. Das versuchte ich so gut es ging und ließ die anderen Fahrer mal die Arbeit machen. Aber wirklich vorwärts ging es auch nicht. Die Fahrer dort vorne, kämpfen ja ebenfalls um Anschluss. Dann rauschte eine größere Gruppe an uns vorbei und zu meiner Überraschung schrie man mir zu, ich solle mich mit reinhängen, was ich auch tat. Das war Hagen, der von hinten ankam. Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte an ihm vorbeizukommen. Nach dem Start war er auf jeden Fall vorn weg. Egal. Auch Stefan hing in der Gruppe. Gemeinsam mit den anderen ackerten die beiden vorn mit, ebenfalls um Anschluss bemüht. An einem der drei Anstiege überholteich Stefan undversucht ihn noch etwas zu motivieren. Bei schätzungsweise Kilometer 30 hatten wir dann auch endlich Oli ein und ein gutes, zügiges Feld. Endlich im Windschatten etwas ausruhen und mitschwimmen. Mit immer wieder vielen Kurven die Abbremsen und Antreten erforderten flog die wilde Horde Richtung Start/Ziel zur Beendigung der ersten Runde. Nach wie vor 120km- und 80km-Fahrer gut gemischt, nur an der Farbe der Startnummer unterscheidbar.

Bei der Zielpassage entstand wieder Gänsehautatmosphäre. Der Streckensprecher kommentiere die Vorbeifahrt lautstark, die zahlreichen Menschen am Strassenrand, inklusive “El Diabolo” Didi Senft peitschte die Fahrer an. Und jetzt die Runde nocheinmal. Jetzt halt zum einen die Streckenkenntnis, zum anderen das gut funktionierende Feld. Gefahrenstellen und Kurven wurden rechtzeitig und lautstark angesagt und man konnte sich so gut es ging einigermaßen erholen.
Ich versuchte mich mindestens in der Mitte des Feldes zu positionieren, um bei evtl. Löchern besser reagieren zu können.Wieder ging es auf die engen Strassenabschnitte und das Feld zu sich lang.Ebenso wurde immer wieder das Tempo forciert, um gleich darauf wieder verschleppt zu werden. Was das sollte, konnte ich mir denken: Selektion. Aber durch wen? also schob ich mich mal nach ganz vorn in unserem Feld. Dort erblickte ich vier, fünf gelbe Startnummern (80km-Strecke), die dieses Spiel spielten. Wenn man den Farben der Nummern glauben durfte, war der Großteil der Leute auf der 120km-Distanz unterwegs, was schon mal positiv war. Was aber keiner von uns wußte, wie groß die Spitzengruppe ist, die es zweifelsfrei geben musste. Gesehen haben wir die nie.

Der Rest der Strecke ist schnell erzählt. Mal konnte ich sogar schauen, was ganz vorn so los ist, weil das Tempo verschleppt wurde, mal wollte nach den Kurven Löcher zugefahren werden. Immer wieder gab es Situationen, wo man hart um den Anschluss kämpfen musste und schon beinahe geschlagen schien. Aber irgendwie schafften es Oli, Hagen und ich in dieser Gruppe zu bleiben und orientierten uns mehr und mehr in die vorderen Positionen. Jeder Antritt tat weh und wurde zur Qual, nur noch ins Ziel war die Devise. Die Meute flog an der 5km-Marke vorbei und durch die Kurven der Randbezirke Bielefelds.  Dann schoß Oli nach vorne, klemmte sich an die Spitze, machte ordentlich Dampf auf dem Kessel und gab die Lokomotive. Das Feld wurde jetzt wieder und endgültig zur Perlenschnur. Das Tempo ging hoch und höher und wir hämmerten um die Kurven. Ich war etwa an 10.er Position und musste auch kräftig beißen um dran zu bleiben. Aber Oli machte vorne weiter unverdrossen Tempo. Links, rechts und zwei Fahrer vor mir riss ein Loch. Die letzten Kräfte wurden mobilisiert und ich schaffte den Anschluss. Hinter mir erstmal 30 Meter nix, noch 400m. Oli geht aus der Führung und überlässt den anderen die Anfahrt der beiden letzten Kurven. Doppelt rechts gehts ins Ziel (8okm), geradeaus auf die finale 120km-Schleife. Ein kurzes Handzeichen meinerseits, dass ich abbiege und rum um die Kurve. Eine blaue Nummer direkt vor mir bog auch ab und jemand schrie, dass das falsch sei. Also schnell vorbei bevor der Kollege meint umkehren zu müssen, nochmal beschleunigen, noch 200m und dann schoss ich durch Ziel. Hagen kurz vor mir und Oli dicht hinter mir, ein geschlossenes Mannschaftsergebnis. Dass es nicht nur geschlossen sondern auch gut werden sollte, stellten wir einige Zeit später fest, als die Ergebnisse bekannt wurden. Für mich wurde eine Zeit von 2:02:58 h und damit der 43.Gesamtplatz sowie der 21.Platz in der Klasse Masters 1 verbucht.

Im Nachhinein betrachtet war Oli’s Tempoverschärfung genau richtig, um nicht im großen Pulk die Streckenteilung fahren zu müssen. Auch wenn ich ihn zwischenzeitlich für das hohe Tempo verflucht habe. Ein paar Minuten nach uns rollte auch Stefan ins Ziel. Aber wo war Thomas? Der müsste eigentlich weit vor uns ins Ziel gekommen sein. Leider erreichten uns von ihm nicht ganz so positive Nachrichten. Mit toller Fahrt bis 8km vor dem Ziel, war er im Konzert der großen ganz vorn in der Spitzengruppe mit dabei, bis ihn ein Sturz zur Aufgabe zwang. Nach kurzem Besuch im Krankenhaus ist er schon einigermaßen wieder fit, geziert von einer Platzwunde und diversen Schürfwunden.

Nach dem wir auch dies alles geklärt hatten und Thomas wieder bei uns war, ging es erstmal zurück auf dem Campingplatz. Nach einer erfrischenden Dusche und dem Abbau des Zeltes, ging es dann auch so langsam wieder auf die Heimreise.
Am Ende des Ausfluges nach Bielefeld steht ein sehr gute Mannschaftsergebnis und ebenso gute Einzelergebnisse. In zwei Wochen steht das nächste Rennen in Bremen, wo sich bis jetzt noch nicht genügend Hallziger für eine Teambildung durchringen konnten, leider. Ich werden dort fahren und würde mich über Mitfahrer freuen.

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